Was Hummeln wollen – What bumblebees want

Was Hummeln wollen – What bumblebees want

Was Hummeln wollen – What bumblebees want

Eine sehr spannende Frage ist, welche Pflanzen von Hummeln besonders gerne besucht werden. Sozusagen: was Hummeln wollen 😉 Nicht nur die Menge an Nektar und Pollen spielt dabei eine Rolle, sondern auch der Proteingehalt des Pollens. In diesem Beitrag diskutiere ich Fakten aus der Literatur und meine Beobachtungen aus dem Hummelgarten.

Nektar: Zuckermenge

Da sich Imker für die zu erwartende Honigmenge interessieren, findet man in der Imker-Literatur prima Informationen betreffend Menge und Zuckergehalt des Nektars von diversen Trachtpflanzen. Folgende Werte sind dokumentiert: die Nektarmenge [mg/ Blüte / 24h  (Stunden)] und der Zuckergehalt (in % Prozent). Mit den zwei Werten kann die  Zuckermenge in [mg/Blüte/24h] berechnet werden (Nektarmenge * Zuckergehalt / 100).
In folgender Grafik sind die pro Blüte in 24 Stunden produzierten Zuckermengen diverser Trachtpflanzen dargestellt.

Grafik 1: Zuckermenge [mg /Blüte/ Tag] verschiedener Hummel-Trachtpflanzen. Diejenigen guten Nektarpflanzen, deren Pollen auch einen hohen Proteingehalt (siehe Tabelle 1 unten) aufweist, sind farbig umrandet.

Besonders viel Zucker produzieren einige Pflanzen der Rosen-, Steinbrech- und Borretsch-Gewächse. Gute Nektarpflanzen im Hoch- und Spätsommer – wie Lythrum, Borretsch, Natternkopf, Disteln, Waldweidenröschen, Veronica, Agastache oder Flockenblumen – sind für die Drohnen wichtig. Aber natürlich auch für die Arbeiterinnen und Königinnen, schliesslich liefert der Zucker die benötige Energie zum Hummeln 🙂

Pollen

Tabelle 1: Mittlerer Proteingehalt in % von Pollen verschiedener Pflanzenfamilien.

Bei Hummeln ist aber auch der Nährwert des Pollens wichtig: Gemäss Goulson besuchen Hummeln bevorzugt Pflanzenfamilien, die besonders nahrhaften Pollen bieten [1], siehe Tabelle 1 oben.

Grafik 2: Auswertung von 3000 Blütenbesuchen von Hummeln

Im weiteren hat die Beobachtung von über 3000 Blütenbesuchen ergeben, dass Hummeln besonders oft Hülsenfrüchtler (Fabaceae) aufsuchen, um Pollen zu sammeln [1] (siehe Grafik 2). Pflanzen der Familien Fabaceae und Boraginaceae weisen besonders proteinhaltigen Pollen auf, wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist.

Betreffend Zuckermenge sind Fabaceae in den hinteren Rängen zu finden. Borretschgewächse jedoch weisen einen hohen Zuckergehalt auf (siehe Grafik 1).

 

Diskussion

Obige Fakten bestätigen meine Beobachtungen, dass alle Borretschgewächse (Boraginaceae) von Hummeln fleissig besucht werden. Der Pollen von Borretschgewächsen bietet viel Protein, was Hummeln gemäss Goulson besonders anzieht [1]. Und Borretschblüten produzieren zudem viel Nektar mit einem Zuckergehalt, der um die 50% liegt.

Auch die Korbblütler (Asteraceae) stehen bei vielen Hummelarten hoch im Kurs: im Hochsommer Disteln, Sonnenblumen, Korn- und Flockenblumen, später im Jahr Dahlien, Sonnenbraut, Cosmea, Herbst-Astern und Staudensonnenblumen. Gute Pollenpflanzen gemäss Tabelle 1 sind zudem bei den Rachenblütlern (Scrophulariaceae)Kardengewächsen (Dipsacoideae)Hahnenfussgewächsen (Ranunculaceae), Mohngewächsen (Papaveraceae) , Nachtkerzen- und Rosengewächsen (Rosaceae) zu finden. Bei Letzteren sind Obstbäume wie Apfelbaum, Bachnelkenwurz – Geum rivale, Him- und Brombeeren – Rubus, sowie offenblühende Rosen zu nennen.
Der Pollen des Mohns wird gerne von Erd- und Wiesenhummeln gesammelt. Bei den Rachenblütlern sind Knotiger Braunwurz, Königskerze beliebt, und bei den Nachtkerzengewächsen natürlich das Waldweidenröschen – Epilobium angustifolium (folgendes Bild).

Gemäss Hagen [2] und Goulson [1] sind Hülsenfrüchtler (Fabaceae) besonders wertvolle Trachtpflanzen für Hummeln. Im Hummelgarten wachsen unter anderem Wiesenplatterbsen, Wund-, Perser – und Rotklee, Esparsette, Bunte Kronwicke, Lupinen, sowie Vogel- und Zaunwicken. Hummeln lieben besonders Platterbsen, Wundklee, Kron-, Zaun- und Vogelwicke. Die vielen Luzernen, die ich extra in diesem Jahr gepflanzt habe, wurden jedoch kaum besucht.

Bild, von oben links im Uhrzeigersinn: Wundklee, Bunte Kronwicke, Lupinen und Vogelwicke.

Bild oben Lamiaceae: Agastache Rugosa „Black Adder“ ist die Nr.1 im Hochsommergarten. Rechts: Die Kratzdistel „Mount Etna“ wurde abends auch bei niedrigen Temperaturen von Drohnen regelrecht belagert. Mitte: Hummelschaukel – Salvia uliginosa – ist bei allen hier vorkommenden Hummelarten gefragt. Sie blüht zwischen August und Oktober.

Viele Lippenblütler (Lamiaceae) sind ausgesprochene Hummelmagneten, und etliche davon werden auch fleissig bei kaltem Wetter angeflogen. Die Nummer 1 im Hochsommer-Garten sind die Agastache-Sorten „Black Adder“ und „Blue Fortune“ die alle hier vorkommenden Hummelarten ausgesprochen lieben.  Im Frühjahr besuchen die Hummelchen Taubnesselarten, Günsel und Gundermann. Im Hochsommer werden – nebst Agastache Rugosa – Goldmelisse, Katzenminze, Salbei, Hohlzahn, Lavendel, Schwarznessel, Ziest und Herzgespann geschätzt. Und im Spätsommer und Herbst erfreuen Bartblume, Mönchspfeffer und Hummelschaukel.

Es gibt Beobachtungen aus dem Hummelgarten, die sich nicht anhand obiger Fakten erklären lassen. Einige Hummelarten haben einfach eine Schwäche für gewisse Pflanzen: Gartenhummeln lieben Fingerhut, Akeleien, Eisenhut und gelben Salbei, und Steinhummeln fliegen auf alle Arten von Glockenblumen.

Im weiteren gibt es Pflanzen, die etliche Hummeln anziehen, obwohl sie weder viel Nektar, noch speziell proteinhaltigen Pollen erzeugen. Unzählige Erd- und Ackerhummeln besuchen zwischen Juli und September den Gemeinen Hohlzahn (Galeopsis terahit, Bild oben, links). An Goldmelisse (Monarda didyma, z.B. Sorte Blaustrumpf) sammeln eifrig Acker-, Baum-, Erd-, Wiesen-, und Gartenhummeln.

Mein Fazit zur Frage „was Hummeln wollen“: ein vielfältiges, breites Angebot an verschiedenen Trachtpflanzen, von jeder Art mindestens 6-8 Pflanzen. Die Pflanzen sollten zwischen März und Oktober blühen, sowie viel Nektar und/oder proteinreichen Pollen aufweisen. Zwischen Mai und Juli müssen genügend viele, proteinreiche Pollentrachtpflanzen für die Larvenaufzucht verfügbar sein. Und im Zeitraum Juni bis September, wenn Arbeiterinnen, Drohnen und Jungköniginnen unterwegs sind, ist es besonders wichtig, dass genügend Blüten mit viel Nektar (siehe Grafik 1 und Text darunter) vorhanden sind, sonst droht „Spritmangel“!

Eine Übersicht zu geeigneten Trachtpflanzen diverser Pflanzenfamilien bietet der Trachtpflanzen-Navigator.

[1] Goulson, Dave, Bumblebees: Behaviour, Ecology and Conservation, Oxford University Press, 2. Ed. 2010
[2] Hagen, E., Aichhorn, A., Hummeln, Fauna Verlag, 6. neu bearb. Auflage, 2014

 

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